Weihnachten in Dachtel

„Onderhosa send doch koi Chrischtkendle“

selbstgestrickte Unterhosen

selbstgestrickte Unterhosen

Weltweit werden zu Weihnachten ähnliche Bräuche gepflegt, wie sie Frau Dunger für ihre ehemalige Heimat im Hauerland beschrieben hat. Der Christbaum mit seinem Grün symbolisiert den Fortgang des Lebens; erst im 18./19. Jahrhundert fand er jedoch Eingang in alle Häuser. Weihnachtsgeschenke, im Süddeutschen oft auch „Christkindle“ genannt, erinnern an das neugeborene Kind, das Gott den Menschen schenkte, oder die Gaben, die die Hirten und Hl. Drei Könige dem Kind mitbrachten.

Wie es sich mit Christbaum und Weihnachtsgeschenken in früherer Zeit in Dachtel verhielt, klingt in den Kindheitserinnerungen von Frau Elsa Wissmann (1913 – 2012) an. Sie wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden:

„Den Christbaum hat man, wenn man einen hatte, im eigenen Wald geholt. Als Christbaumschmuck hatten wir Glaskugeln und oben eine Spitze. Auch schöne Vögel waren dabei. Den Baumschmuck hat früher meine Großmutter aufbewahrt.

Wir haben meistens Wäsche geschenkt bekommen und was man eben brauchte. Ich erinnere mich, dass mein Bruder eine Unterhose bekam, wie man sie damals hatte – vorne Klappe, hinten Klappe. Er war enttäuscht. ‚Onderhosa send doch koi Chrischtkendle’, sagte er. Manchmal gab es, wenn ein Bastler da war, auch ein Leiterwägele oder ein Pferd oder ähnliches aus Holz geschnitztes Spielzeug, aber nicht immer. Manchmal gab es auch schon ein Bilderbuch oder ein Buch.

Mädchen haben ebenfalls praktische Dinge wie z. B. Unterhosen gekriegt. Wir haben auch sehr bald von der Großmutter immer ein Geschirrtüchle für die Aussteuer bekommen, z. B. einen Teller oder auch einen Brotteller, auf dem dann meistens stand ‚Unser täglich Brot gib uns heute’. Solche Sachen haben wir geehrt und aufgehoben.

Meine Pariser Tante hat mir einmal eine Puppe geschenkt. Anfänglich ist sie jedesmal nach Weihnachten wieder eingepackt worden und in den Schrank gekommen. Zuletzt habe ich sie dann doch behalten dürfen. Da hab ich sie dann immer mit ins Bett genommen. Sie hatte einen Porzellankopf , ein schönes Kleid und auch Porzellanfüße und –arme. Sie war halt am Ende verlegen, ein Arm war gebrochen. Wie den alten Christbaumschmuck der Großmutter gibt es auch meine alte Puppe nicht mehr.“

von Siegrid Krülle