Das Schulwesen in Deufringen
In Deufringen wurde erst spät, im Jahr 1613, erstmals ein Schulmeister angestellt. Auf den Ortskarten von 1688 und 1727 ist „des Flecken Rat- und Schulhaus“ mit dem Vermerk verzeichnet „vor 1610″. Das heißt, dass das kombinierte Rat- und Schulhaus bereits stand, als der erste Schulmeister Michael Bauer 1613 seinen Dienst antrat. Tatsächlich war im Rathaus lediglich ein Zimmer als Schulzimmer vorgesehen, es diente zugleich als Wohnung des Lehrers. Dem Schulmeister Bauer folgte von 1619 – 1632 ein Jakob Burckhardt im Amt nach. Dessen Amtszeit fiel mit der ersten Hälfte des 30-jährigen Krieges zusammen, in der unsere Dörfer vom Kriegsgeschehen noch kaum berührt waren. Das änderte sich nach der Schlacht von Nördlingen im August 1634. Sengende und plündernde durchziehende oder einquartierte Soldatenhorden verbreiteten wie die gleichzeitige Pestepidemie auch in Deufringen Angst und Schrecken.1634 verlor z. B. Deufringen seinen gesamten Rindviehbestand an die in Gärtringen einquartierten Soldaten. Viele Felder lagen brach. Die Bevölkerungszahl sank drastisch. An ein reguläres Schulwesen war in den folgenden Jahren wie auch an den meisten anderen Orten nicht zu denken. Eine Liste der ab 1613 in Deufringen tätigen Lehrer zeigt: Von 1633 – 1648 wurde kein Schulmeister eingestellt, also auch keine Schule gehalten.
Weitere kriegerische Auseinandersetzungen folgten Ende des Jahrhunderts (Franzoseneinfälle im Pfälzischen Erbfolgekrieg) und in der Folgezeit, sonstige Katastrophenlagen kamen hinzu. Das 17. und teils auch das 18. und 19. Jahrhundert waren geprägt von Teuerung und Geldknappheit, Frucht- und Brotmangel, die sich auf die Dorfbevölkerung nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in sozialer Hinsicht auswirkten. Um sich vor dem Ruin zu retten, verkauften auch die Freiherrn von Gültlingen nach fast 300 Jahren 1699 ihre Herrschaft in Deufringen an das Haus Württemberg – für den Ort Pflummern und 19 000 Gulden.
Trotzdem waren die Bevölkerungsverluste auch in Deufringen nach 1700 wieder ausgeglichen und die Zahlen durch erhebliche Zuwanderung ab 1750 wie in allen Orten sogar stark gestiegen, z. B. in der Zeit von 1763 – 1803 von 396 auf 448 Personen. Je mehr Menschen im Ort lebten, umso bedenklicher wurde allerdings die wirtschaftliche und auch soziale Situation, denn Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten fehlten. In Deufringen wie Aidlingen machten 1786 die „sozial Schwachen rd. 21,5 bzw. 19,3, in Dachtel nur 3,4 % der Bevölkerung aus. In Deufringen betraf das allein 40 Kinder. Die Armutsquote blieb auch nach der Revolution von 1848/49 anders als in Aidlingen in Deufringen hoch, die Menschen lebten teilweise in miserablen Wohnverhältnissen und oft auch Zwietracht und Verwahrlosung. Das bekamen als erste die Kinder zu spüren. Was die Schule, die Schulkinder und die Lehrer anlangt, musste sich die Gemeinde infolge der allgemeinen Armut nicht nur des Hungerproblems, sondern auch der Besoldungs-, Schulgeld- und Schulraumfrage annehmen. Das waren Themen, die sich nicht nur mit der Armenkasse lösen ließen.
Im Jahr 1758 erklärte Schulmeister Johann Georg Gehring gegenüber der Gemeinde, das einzige im Rathaus für den Unterricht zur Verfügung stehende Zimmer, das auch seiner Familie Wohnung sei, reiche wegen der zunehmenden Zahl der Schüler und seiner eigenen Kinder nicht aus. Es wurde ihm sodann, wie der frühere Schultheiß Kohler in seiner Deufringer Chronik, S. 80, mitteilt, „die dem Kuchenbecken im Rathaus eingeräumte Wohnung überlassen. …1779 wurde dem Schulmeister ein kleines Scheuerle an der Kirchhofmauer erbaut, 1790 wieder abgebrochen, weil einige Einwohner Einspruch erhoben….Im Jahr 1807 wurde eine besondere Schulstube eingerichtet. Zur Bestreitung der Kosten wurde Holz im Nächstenwald gehauen.“ Alle diese Vorgänge fielen in die Amtszeit des Johann Georg Gehring (1742 – 1786) und seines Sohnes Johann Michael Gehring (1787 – 1817), die zusammen 75 Jahre unter kärglichen Bedingungen für die Schulbildung der Deufringer sorgten. 1699 hatte man 58 und 1741 64 Schüler gezählt, 1810 waren es 86 und 1862 98 Schulkinder.
Keine Frage, dass das baufällige alte Gebäude trotz der Verbesserungen den weiter steigenden Anforderungen nicht mehr gerecht wurde. 1834 wurde es abgebrochen und ein neues größeres erbaut. Die Karte um 1830 bestätigt es: „Rathaus, Schule, 1834 auf dem alten Platz größer neu erbaut“. Wegen der Lage am Bach war eine besondere Absicherung des Fundaments durch Pfähle notwendig. Das im klassizistischen Stil errichtete zweistöckige Gebäude wurde zunächst mit zwei nebeneinander liegenden Schulzimmern im unteren Stock sowie einer Lehrerwohnung ausgestattet. Die Schulzimmer wurden später zu klein. Um 1880 wurde daher, wie wiederum Kohler berichtet, das vordere Schulzimmer vergrößert und das zweite in den oberen Stock eingebaut. Dazu wurden ein Teil des geräumigen Bürgersaales und eine Kammer des Lehrers verwendet. Neben den zwei Schulräumen waren jedenfalls weiter eine Lehrerwohnung und ein Raum für die Gemeindeverwaltung vorhanden. Die ersten Jahrzehnte im neuen Schulgebäude wurden die Kinder von Lehrer Christoph Jakob Hofmann vom Bruderhof begleitet, der 43 Jahre, von 1827 – 1870, in Deufringen im Dienst war, ähnlich lang wie Johann Michael Gehring, aber in einem unvergleichlich günstigeren Umfeld.
Wie man die Schule von 1824 hundert Jahre nach ihrem Bau als Schülerin der Jahre 1929 – 1942 erlebte, erzählt in der nächsten Ausgabe Frau Johanna Stürner, geb. Breitling, aus Deufringen.
1964 wurde in Deufringen die Schallenbergschule als gemeinsame Grundschule mit Lehrschwimmbecken und Turnhalle für die Kinder aus Dachtel und Deufringen gebaut. Für die Hauptschüler wurde 1971 ein Neubau in Aidlingen fertig gestellt, die Sonnenbergschule, nachdem sich Aidlingen, Dachtel und Deufringen zu einem Hauptschulverband zusammengeschlossen hatten. Die alten Schulen in Dachtel und Deufringen wurden 1981 bzw. 1979/80 renoviert und seither für andere Zwecke verwendet. In beiden Gebäuden befinden sich bis heute die jeweiligen Ortsverwaltungen. In Deufringen wurde Platz für eine Apotheke und eine Arztpraxis geschaffen. In jüngerer Zeit ist hier eine Betreuungsstelle für ältere Menschen eingerichtet. In Dachtel ließen sich eine Geschäftsstelle der Raiffeisenbank, Vereinsräume und das Heimatmuseum des Schwarzwaldvereins, Ortsgruppe Dachtel, unterbringen.
Quellen: Ortschronik, Jansen, S. 121 f., Emberger, S. 204 f.; Schurig, S. 332 f., 343, 367, 370; Häge, S. 744 f.; Mozer, Dachtel und Deufringen in alten Ansichten, Nr. 42;
Kohler, Schultheiß a. D., Chronik von Deufringen, 1938
von Siegrid Krülle