Frau Helga Breitling, geb. Bär, *1940

• Frau Breitling, sind Sie in Deufringen in den Kindergarten gegangen? – I net, aber meine Kender. I be z Dagersche (Dagersheim) en der Kendergarta ganga. Meine Kender send en der Stoag gwea, da isch so a Bretterhaus gstanda (ehemaliger Kindergarten in der Alten Steige).

• An welche Lehrer erinnern Sie sich? Der Herr Keck und der Herr Bastian. – Mit em Herr Bastian isch ma guot auskomma, der war net so streng. Aber der Herr Keck, der war net grad agnehm. Wenn der en Zorn ghet hot, no hot er d Biacher mitsamt de Hefter bloß so neigschmissa. No hot ma s kenna rauslesa. Der hot so en Vierkantstecka ghet. Mit dem hot er kenna zuoschlaga, wenn em ebbes net passt hot. 

• Wurden nur die Jungen geschlagen oder auch die Mädchen? – D Mädla au. Ond am Medich (Montag) hot ma miassa d Händ naheba. Na isch er durch d Reiha gloffa, ob ma saubere Fengernägl hot. Wenn ma koine ghet hot, na hot ma ois ieber d Fenger kriagt. Ma hot au miassa s Taschatuoch nalega, dass s sauber isch. Ond er hot guckt, dass d Schuoh gwichst sen. Damols hot ma no Gommistiefl ghet, dia hot ma mit schwarzer Schuohwichse eigrieba, dass se schee glänzt hen. Ma hot miassa so nahocka (Füße seitlich aus der Bank gestellt), ond er isch durchgloffa ond hot guckt, ob d Schuoh putzt sen. Des war der Montags-Appell. Ond wehe dem, …

• Wurden auch Sie in der Schule bestraft? – I ben net de Bräfscht gwea.

• Was haben Sie denn angestellt? – Ha, mit de andre gschwätzt ond glacht ond net ufpasst. Ond dia, wo oin en der Schuol gärgret hen, dia hot ma noch der Schuol verschlaga. Ich han net net viel abkriagt, i han austeilt. 

• Gab es auch eine Lehrerin? – Handarbeit hot ma bei der Frailein Fabel ghet. Dui hot oin au verschlaga. Dui hot der Stecka gnomma ond oim der Buckl verklopft, wenn er ebbes net passt hot. Zu dera isch scho mei Muoter en d Handarbeit ganga, mei Muoter war Jahrgang 1912. Ma hot ebbes glernet bei der Frailein Fabel, aber wemma ebbes agstellt hot, na hot ma der Ranza voll kriagt. 

• Haben Sie in der Schule noch die deutsche Schrift gelernt? – En der 7. ond 8. Klass hot ma no Deitsch glernet. Mir hen dui ander Schrift ghet, aber des Deitsch hot ma miassa lerna. I kas zom Toal no entziffera, wenns schee gschieban isch.

• Wie verlief der Musikunterricht? – Wemma beim Herr Keck Senga ghet hot, na hot miassa sei Frau Harmonium spiela, weil er hot net senga kenna. Ond wenn ebbes net klappt hot, na war der Teifl los. Der hot sich mit seiner Frau net guot verstanda.

• Wie lief der Sportunterricht? – Ma hot miassa der Schallaberg nuf ge turna. Do hot ma vo der Schuol aus em Gleichschritt miassa laufa ond hot miassa senga. Ond wehe, wenn des net klappt hot! Der Dochtlemer Weg naus, bis da, wo jetz d Schuol stoht, dort isch a Wegle nufganga. Uf em Schallaberg hot ma Weitsprong ond Velkerball gspielt. Ond na isch ma wieder hoam, au wieder em Gleichschritt ond mit Senga. Ond wenn des ebber net hot wella, no hot der Herr Keck der Teifl rausglao. 

• Gab es ein Sportfest und Siegerurkunden? – Ja, des hots au gea. Sisch älles uf em Schallaberg gwea. I han koi Urkund kriagt. I ka au net tanza, des isch net mei Deng gwea. Wias friher ghoißa hot: „Schaff du ebbes, na vergoht dr d Dommheit.“ 

• Können Sie sich an einen Schulausflug erinnern? – Mir sen mit em Bus nach Calb. Dort en der Kirch hemmer miassa Holz nuftraga, dafir hot ma miassa koin Eitritt zahla. Des hot der Herr Pfarrer Lamparter organisiert, der war gebirtig von Calb. Von da isch ma nach Hirsau gloffa, da hots Heidelbeer gea. No isch ma nach Teinach, ond dort en der Quell hot ma dirfa s Wasser ausprobiera. 

• Haben Sie oder Ihre Mitschüler dem strengen Herrn Keck auch mal einen Streich gespielt? – Am Samschtich hot ma miassa dia Dentafässla sauber putza. Da, wo jetz der Eigang vom Rathaus isch, da isch der Mühlbach gloffa. Dort hot ma dia Dentdafässla miassa putza. Ond am Medich hot ma s miassa wieder eifilla, do isch frische Dente neikomma.

• Also, Sie haben noch mit Federhalter…? – Jaja. Ond oamol hen se, dia Ältere, a Gläsle mit Dente gfillt. Ond won er nagschlaga hot, na isch d Dente nausgspritzt. 

• Mussten Sie in der Schule Dienste leisten? – Mir hen emmer miassa s Holz nuftraga, des isch gespalta worda ond an der Kirchmauer nagsetzt worda, do hot ma Platz ghet. Ond do hemmer miassa s Holz nuftraga uf d Beane (Bühne). Drondernei hemmer Lompazuigs (Unfug) gmacht: Wenn ma z faul gwean isch zum weiter ra, na hot ma sich versteckt. Wenn aber der Herr Keck komman isch, na war Highlife.

• Wie war damals das Verhältnis zwischen Deufringen und Dachtel? – Des war nia so arg a Fraindschaft. Ma isch nia so recht auskomma mit de Dochtlemer. Au net mit de Aidlenger. Uf Aidlenga oder uf Dochtl isch ma net gloffa, mit dene hot ma eigentlich koin Kontakt ghet. Ma isch uf Gechenga, wenn s om d Mädla gangan isch. D Kerle vo Deifrenga send uf Gechenga, ond d Gechenger uf Deifrenga. Nach Aidlenga hot ma gar koin so Bezug ghet, bloß zur Kochschuol hemmer nach Aidlenga miassa.

• Frau Breitling, Was haben Sie nach der Schulzeit gemacht? – I han miassa dahoim bleiba ond schaffa. Bloß zwoimol ben e ens Näha ganga, sonscht ben e dahoim blieba. 

• Wie haben Sie Ihren Mann kennengelernt? – Em Gechenger Tal. Emmer sonntichs war Mädchenkreis em (Deufringer) Schloss. Und wenn der aus gwen isch, na isch ma ens Gechenger Tal. Do send d Kerle scho em Schlosshof gstanda ond hen gwartet. I han oin gheiratet: I war net ganz 18, mei Ma 20. Des hot 59 Johr ghoba. Des Hobby vo meim Ma war d Musik. D Gechenger waret a musikalischs Volk, sends heit no. Z Gechenga hoaßts: „A Klavier en der Stub ond a Goaß em Stall.“

• Frau Breitling, vielen Dank für dieses Interview!

Aufgezeichnet von Paul de Vooght