Der alte Nußbaum wird dem Krieg geopfert

„Dann ein paar Monate später ein Frühlingstag: Durch laute Männerstimmen und Fuhrwerksgeräusch wurde ich wach. Das Herzlein tat mir weh beim Hinausgucken! Der große alte Nußbaum hinter dem Haus war umgemacht worden, und nun wurde mit „Hau-ruck“-Rufen und lauten Anweisungen der mächtige Stamm auf ein Langholzfuhrwerk verladen und weggefahren. „Warum?“ fragte ich ratlos und erfuhr, daß er für den Krieg gebraucht werde. Aus seinem Holz mache man Schäfte für die Gewehre, die unsere Soldaten so nötig brauchten. Der alte Nußbaum, schon in meiner kleinen Seele Zeichen der Geborgenheit und des Friedens, war dem Kriege geopfert worden.“

Erinnerung des Otto Gotthilf Groß aus Lehenweiler an ein Kindheitserlebnis im letzten Kriegsjahr 1918 (Spot em Johr, S. 80). Er war damals vier Jahre alt und der jüngste von vier Brüdern. Drei Jahre zuvor war ihr Vater Karl Groß gefallen.

von Siegrid Krülle