Wilfried Süßer erzählt – D’Marja ond dr’Jakob ond dr Altanòchmittag

Jedes Dorf hat seine Geschichten und Anekdoten, so auch unser Jubiläumsort Deufringen. Wilfried Süßer, in schwieriger Zeit Ortsvorsteher ab 1971, kennt den Ort von Kindesbeinen an und hat eine solche Anekdote auf Lager. Mit Humor schildert er eine für das Dorfleben charakteristische Begebenheit, die er phantasievoll ausschmückt; die Namen sind geändert. Die Geschichte war vor kurzem bereits in einer anderen Zeitung abgedruckt. Wir dürfen sie weitergeben.

Zum Altanòchmittag isch d’Marja arg gearn ganga, doch ebbes hòt ihra net gfalla! Se hòt öfter ghairt, dass d’Leut saget: ‚Hòt dui eigentlich nix zom Schaffa, wia mittla en dr Woch zom Kaffeetrenka ond Kuachaessa gaoh beim Pfarrer sein Altamittag?’ (Dear – also dr Pfarrer – isch dòmòls a ‚Berühmtheit’ em Flecka gwea.) Aber d’Marja hòt sich z’helfet gwisst. Glei nòch em Mittagessa hòt se sich gricht, zletzta da Schaffschuarz a ond d’Haua über da Buckel, ’s Kopftuach net vergessa! Se gòht d’Stoag na, beim Bäck vorbei, über d’Bruck ni, d’Kreuzstròß nom, da Holzweag nuff.

Dò stòht dr Jakob, deam isch langweilig, ond desweaga brafflet er d’Marja: ‚Wo gòhscht denn na? Du hòsch doch gar koan Acker uff em Schallaberg? Dò hòt’s doch bloß Stoa ond Hecka!’ ‚Ond dia bietet Schutz vor nòsaweise Mannsleit!’, sait d’Marja bloß ond gòht weiter. Dr Jakob mächt sich seine Gedanka. Kuarz vor Dòòchtel isch nò a ganz gschickte dichte Hecke. Dò verschobbt d’Marja, so schnell ’s góht, ihr Haua, ‚s Kopftuach ond da Schaffschuarz. Em Saal hocket mendeschtens hondert Leut ond senget oan Kanon nach em andera. (Onter anderem dó drfür isch dr Pfarrer berühmt gwea.) D’Marja mischt sich onter d’Leut nei, als wenn nix wär. Dò gòht d’Tür nohmól uf. Dr Jakob kommt rei ond macht sich so seine Gedanke. Beim Hoamgaoh sait er zor Marja: ‚Schee isch wieder gwea, ond nächste Monet ganga mr wieder, aber nemme hählenga (heimlich).’“

aufgeschrieben von Siegrid Krülle