Friedhöfe und andere Grabstätten

November – zu Totengedenktagen, Friedhöfen und anderen Grabstätten

Der November ist der Monat, in dem wir mit den Feiertagen Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag in besonderer Weise unserer Toten gedenken und um sie trauern. Die Hinterbliebenen schmücken die Gräber und besuchen die Friedhöfe. Die Verstorbenen haben hier ihren letzten Ruheort gefunden, hier wurden sie bestattet. Die Friedhöfe spielen daher für die Hinterbliebenen eine wichtige Rolle als Orte der Erinnerung und der Verbindung zu den Toten.

Bestattung in vorchristlicher Zeit

War das schon immer so? Seit jeher haben die Menschen ihre Toten mit besonderen Ritualen bestattet. Schon aus der Steinzeit, etwa 3000 v. Chr., gibt es Funde, die die Beerdigung in Hügel-, Flach- und Hockergräbern bezeugen. Auch im Bereich Aidlingen wurden solche Funde gemacht. Bei den Hockergräbern wurde der Tote mit angezogenen Beinen und meist auf der Seite liegend beerdigt. Während sich um 2000 v. Chr. in der Bronzezeit bei den Germanen Leichenverbrennungen durchsetzten, hielten die Kelten im Süden an Flach- und Hügelgräbern als Einzel- oder Gruppengräbern auf kleineren oder größeren Friedhöfen fest. Für die Wissenschaft sind die Grabbeigaben, vielfach Keramiken besonderer Art, von größtem Interesse. Sie geben Aufschluss über die Kulturen der damaligen Epochen. Als bis etwa 250 n. Chr. die Römer auch in unserer Gegend die Herrschaft ausübten, mussten die Toten normalerweise außerhalb der Ortschaften beerdigt werden. Zur Bestattungskultur der Römer gehörte es, Familiengräber, Nekropole und Grabfelder entlang von Straßen anzulegen.

Die Geschichte des christlichen Friedhofs bei der Kirche – die Toten mitten unter den Lebenden

Hatten die ersten Christen ihre Toten unterschiedlich je nach Kulturkreis noch auf freiem Feld, in Felsgräbern oder in Rom in Katakomben beerdigt, führten die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion und die Aufhebung des Verbots von Beerdigungen innerhalb der Städte zur Einrichtung von Friedhöfen nahe der Kirchen. Das Wort Friedhof leitet seine Bedeutung nicht vom Wort „Frieden“, sondern von „einfrieden“, dem eingefriedeten Platz um eine Pfarrkirche ab, wo der Kirche traditionell auch das Recht zustand, Verfolgten Asyl zu gewähren. Jetzt ging es um den Gedanken, dass die in der Religion vereinte Gemeinschaft der Gläubigen in geweihter Erde und im Acker Gottes an der Kirche auf die gemeinsame Auferstehung am Jüngsten Tag wartet. Hier hat unsere heutige Begräbniskultur ihren Ursprung. Im Mittelalter wurde der Begräbnisort von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse abhängig gemacht. Hochgestellten Persönlichkeiten stand das Recht auf eine Grabstätte innerhalb des kirchlichen Gebäudes zu, privilegierten Geistlichen und Adligen im Dom in der Gruft, Bürgern im Friedhof der Kirche, wo sich auch die Beinhäuser befanden. Im späten Mittelalter wurden privilegierte Plätze käuflich. Auch dann gehörten der Tod und die Toten immer noch mitten unter die Lebenden. Eine Ausnahme war der mittelalterliche Pestfriedhof. Er lag außerhalb der Stadt, die Seuchenopfer sollten schnell bestattet werden. Pest galt als Strafe Gottes, man hielt es für angebracht, die Opfer von den Gesunden auszugrenzen und ohne Zeremonie zu begraben.

Erst im 19. Jahrhundert entstanden Friedhöfe außerhalb der Städte und oft in der Art von Parkanlagen. Die Toten verließen die Mitte der Lebenden. Es waren praktische Gründe, die dazu führten – Erkenntnisse der modernen Hygiene, vor allem aber steigende Einwohnerzahlen und Platzmangel in den Städten. In den letzten Jahrzehnten wirkte sich der Platzmangel auch in kleineren Ortschaften aus. So haben Dachtel und Deufringen heute einen gemeinsamen Friedhof zwischen den Dörfern, während Aidlingen noch zu den besonderen Ortschaften zählt, die ihren Toten die letzte Ruhestätte bei der alten Kirche in der Ortsmitte gewähren. Zur traditionellen Form der Sargbestattung ist mehr und mehr die der Urnenbestattung getreten. Hinzu kommen heute als weitere moderne Form die Naturbestattung in den „Friedwäldern“, ferner die Seebestattung.

Trauer um die, die durch Kriege ihr Leben verloren

Allerseelen am 2. November ist traditionell für die Katholiken und der Totensonntag am letzten Sonntag vor Advent für die Protestanten der Tag, an dem sie um ihre Verstorbenen trauern. Am „Volkstrauertag“, dem vorletzten Sonntag vor Advent, trauern wir dagegen um alle, die durch die letzten Kriege ihr Leben verloren.

In früherer Zeit wurden die in einer Schlacht gefallenen Krieger und Soldaten des Siegers in Massengräbern beerdigt, nur die höheren Offiziere erhielten manchmal Einzelgräber. Die Plätze der Gräber wurden häufig vergessen. Die Toten auf der Verliererseite wurden einfach liegen gelassen und von der Bevölkerung verscharrt.

Denkmäler in der Heimat für die in der Ferne Gefallenen, auch die einfachen Soldaten, wurden erst in neuerer Zeit errichtet, seit den Kriegen ab 1864 sind sie oft als Ehrenmale nicht nur für die toten, sondern auch die überlebenden Kriegsteilnehmer gedacht. Kriegerdenkmale gibt es auch in Aidlingen (mit Lehenweiler), Deufringen und Dachtel; sie führen die Namen der vielen Gefallenen aus unseren Orten auf.

Erstmals wurden nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und dann nach den Massenschlachten des Ersten und Zweiten Weltkrieges Kriegsgräber in Gedenkstätten angelegt und erhalten, die im Ausland liegen. Für die Versorgung der deutschen Kriegsgräber im Ausland ist der 1919 gegründete Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Auftrag der Bundesregierung zuständig. Der Volksbund pflegt die Gräber von 2,7 Millionen

Kriegstoten, die auf 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten verteilt sind. Er leistet dabei wichtige Friedensarbeit. Bei den jährlich stattfinden Gedenkfeiern wird nicht nur der gefallenen Soldaten, sondern aller Opfer von Gewalt und Krieg gedacht.

Quellen: 

Rademacher, in: Das Gemeindegebiet von Aidlingen in vorgeschichtlicher Zeit, Ortschronik, S. 9 f.
https://heimatgeschichtsverein-aidlingen.de
https: www.volksbund.de/volkstrauertag
https://de.wikivoyage.org/wiki/Friedhöfe_in_Deutschland

Siegrid Krülle