Erinnerungen an die Schulzeit in Deufringen – Teil 6

Herr Ralf Schorndorfer, *1982

Ralf, bist du in Deufringen in den Kindergarten gegangen? – Ja, und zwar vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr. Der Kindergarten war in dem Gebäude, wo er heute noch ist. Es gab zwei Gruppen, pro Gruppe etwa zwanzig Kinder. Ich erinnere mich an Schwester Ursel, sie war unsere Kindergärtnerin. Am liebsten spielte ich in der „Bauklotzecke“ und in den Sandkästen im großzügigen Außenbereich.

Was kannst du über deine Grundschulzeit in Deufringen berichten? – Nur Positives, ich bin gern in die Schule gegangen. Es war heimelig und familiär. Die Lage der Schule ist traumhaft mit Ausblick links nach Deufringen, rechts nach Dachtel. Die Lehrer waren umgänglich und zuvorkommend. Highlight war das Waldklassenzimmer oben im Forchenwald auf dem Schallenberg, der HuS-Unterricht (Heimat- und Sachunterricht) bei Herrn Mozer, „Schule im Grünen“, Unterricht in freier Natur, Blätterkunde, Bäume und Sträucher, Schulgarten, Kartoffel und Petersilie. Stadtkindern fehlte diese Erfahrung. Im Technikraum praktizierten wir den Druck nach Gutenbergs Vorbild. Wir schrieben Gedichte und druckten sie spiegelverkehrt mit Lettern. Ich habe noch Beispiele davon. Praxis, nicht nur Theorie – das war das Tolle!

Wie lief der Sportunterricht? – Auch der fand im Grünen statt. Es gab die Weitsprunganlage oben auf dem Schallenberg, weiterhin das kleine eigene Schwimmbad, wo ich meine ersten Schwimmzüge machte, das hatte nicht jede Grundschule. Auch aus Aidlingen kamen die Schüler zum Schwimmen nach Deufringen, wie auch heute noch.

Welche Erinnerungen hast du an einzelne Lehrer in Deufringen? – Religionsunterricht hatten wir bei Schwester Cornelia. Der Religionsunterricht wurde zumeist von den Schwestern aus dem Mutterhaus oder den örtlichen Pfarrern gestaltet. Meine Klassenlehrerin in der 1. und 2. Klasse war Frau Probst, in der 3. und 4. Klasse Frau Kempf. Sie malte tolle Sprüche wie „super“ und „genial“ in die Hefte, zusammen mit einer Art Smiley, das machte uns stolz. Im Kunstunterricht hatten wir Frau Pfänder. Immer, wenn es zu laut wurde, malte sie einen „Geduldsfaden“ an die Tafel, den sie durch stückweises Abwischen verkürzte. Aber ein Mitschüler verlängerte ihn heimlich immer wieder. Den Rektor, Herrn Mozer, erlebte ich als streng. Ich hatte Respekt vor ihm! Er war als einziger Mann des Lehrerkollegiums der Hahn im Korb, abgesehen von Referendaren, die nur einige Zeit blieben.

Welche Besonderheiten gab es im Schulleben? – Jeden Montag war in der 1. und 2. Stunde „Stuhlkreis“. Da berichteten wir übers Wochenende. Beim „Monatskreis“ durfte jede Klasse einmal im Monat etwas aufführen, zum Beispiel einen Sketch.

Wie war das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen? – Jungen und Mädchen kriegten sich öfter in die Haare, man ärgerte einander. Das war so eine Art Feindschaftsliebe.

Kannst du dich an Ausflüge und Lerngänge erinnern? – Ausflug nur an einen: eine Sternwanderung im Schönbuch, die ganze Schule war dabei. Alle Klassen, die 1., 2., 3. und 4., wanderten in Sternform zu einer Hütte, dort wurde gegrillt und gespielt. Lerngänge gab es zur Postfiliale in Deufringen, zur Feuerwehr und zum Bauhof. Die Bundesjugendspiele fanden oben auf dem Sportplatz in Deufringen statt.

Wie hast du den Wechsel nach Sindelfingen an die Realschule am Goldberg erlebt? – Sindelfingen war für mich zunächst die weite Welt. Ich musste als „Landei“ mit dem Bus in die große Stadt fahren. Die neue Schule empfand ich als erschreckenden Betonklotz.

Wenn du die Schüler von damals mit den heutigen vergleichst? – Da ich nicht mehr im Schulalltag bin, ist diese Frage natürlich schwer zu beantworten. Allerdings denke ich häufig gerne an meine Schulzeit in der Schallenbergschule zurück, wenn ich die Kinder mit ihren Schulranzen den Dachteler Weg runterlaufen sehe.

Ralf, vielen Dank für dieses Interview!

Aufgezeichnet von Paul de Vooght