Erinnerungen an die Schulzeit in Deufringen – Teil 2

Herr Gunther Schmidt, *1939

Herr Schmidt, sind Sie in den Deufringer Kindergarten gegangen? – Ja, aber nur ein Jahr lang. Der Kindergarten lag in der Schlosskapelle, wir waren insgesamt 15 bis 20 Kinder, die Leitung hatte eine Aidlinger Schwester. 

Erinnern Sie sich an ein besonderes Vorkommnis aus Ihrer Kindergartenzeit? – Bei schönem Wetter gingen wir in den eingezäunten „Steiggarten“ an der Alten Steige. Es gab einen Sandkasten, da konnten wir spielen. Auf dem Weg vom Schloss dorthin gingen wir an einem Seil, daran hielt sich jeder fest, da tanzte keiner aus der Reihe. Wir mussten über die Straße, aber es gab noch keinen Autoverkehr. Das einzige Auto im Dorf besaß Lehrer Keck. Ansonsten war ein Pferdefuhrwerk das schnellste Verkehrsmittel. Herrn Kecks Auto ist auf einem Foto zu sehen (im Buch „Aidlingen, Lehenweiler, Dachtel und Deufringen“, 1999, Seite 707). Da bin ich nicht mit drauf, aber ich kenne einige der Abgebildeten. Während des Krieges hätte Herr Keck sein Auto abgegeben müssen, hielt es jedoch versteckt in einem Schuppen und rettete es auf diese Weise in die Nachkriegszeit. Für das Foto stellte er das Auto extra vor das Schul- und Rathaus. 

Wann wurden Sie eingeschult? – 1945, da war ich fünf Jahre alt. In Deufringen verbrachte ich fünf Schuljahre, dann wechselte ich ans Goldberg-Gymnasium, damals „Oberschule für Jungen“, in Sindelfingen.

Erinnern Sie sich an ein besonderes Vorkommnis aus Ihrer Grundschulzeit? – Das Folgende habe ich allerdings nicht selber erlebt, das war schon vor meiner Zeit. Herr Keck zeigte einmal den Schülern einen Adventskranz und fragte: Was ist das? Aber niemand wusste es, der Adventskranz war noch unbekannt in Deufringen. Da holte er seinen kleinen Sohn aus der Wohnung ins Schulzimmer und fragte das Büble: Was ist das? Antwort: Ein Hefekranz. Diese Story erzählen sich die Schüler von damals noch heute.

Welche Schulstrafen gab es? – „Tatzen“ (Stockschläge auf die Hand) und „Hosenspannerles“ (Stockschläge aufs Gesäß). Damals war alles viel strenger als heute. Für mich war mal die härteste Bestrafung, neben einem Mädchen sitzen zu müssen, worauf ich von meinen lieben Mitschülern auch noch ausgelacht wurde. Aufgrund welcher Missetat ich solch eine Strafe erleiden musste, ist mir leider nicht mehr bekannt. 

Wurden dem Lehrer zu Ihrer Schulzeit auch Streiche gespielt? – Nein, der Lehrer war eine Respektsperson. Bei einem Streich hätte es ordentlich Prügel gegeben.

Erinnern Sie sich an Schulausflüge? – Einmal ging es zur Liebenzeller Mission mit Pfarrer Lamparter, und im Anschluss wanderten wir ab Calw nach Zavelstein. Im Wald kamen wir an einem runden, etwa einen Meter hohen Gemäuer an. Wir Kinder setzten uns darauf und packten unsere Butterbrote aus. „Wenn euch das Vesper geschmeckt hat“, meinte Pfarrer Lamparter, „muss ich zu diesem Rondell noch etwas sagen.“ Und er berichtete uns, dass dies eine Hinrichtungsstätte, das sogenannte Calwer Schafott, gewesen war.

Können Sie etwas sagen zu den gespannten Beziehungen zwischen Deufringen und Dachtel? – Von Schlägereien weiß ich nur vom Hörensagen, das waren Burschen im Alter von 15 bis 20. Selber war ich nie dabei, ich war noch zu klein dazu. 

Herr Schmidt, vielen Dank für dieses Interview!

Aufgezeichnet von Paul de Vooght