Backhäuser der Gemeinde Aidlingen

Ein Duft von Rauch, Zwiebelkuchen und Holzofenbrot liegt in der Luft, wenn man zur alljährlichen Dachteler Hocketse kommt, die Rund um das örtliche alte Backhaus stattfindet. Es leben leicht Kindheitserinnerungen auf, in denen noch die ganze Familie zum wöchentlichen Backen ins Backhaus gegangen ist, um für die nächste Ration Brot, Kuchen oder gedörrtem Obst zu sorgen. Bis in die 1960ger war so ein regelmäßiger Backtag in vielen württembergischen Familien Alltag. Der Elektroherd und schließlich auch Bäckereien und Supermärkte ließen die Sorge um das tägliche Brot erleichtern. Doch die Backhäuser sind noch nicht ganz ausgestorben und viele junge Familien entdecken, trotz der vielen Arbeit, die so ein Backtag mit sich bringt, das Backhausbacken wieder.

Backhausgedicht

Backhausgedicht

In Aidlingen und Deufringen mußten die Backhäuser in den 1980ger wegen des Straßenbaus und der Dorfsanierung weichen. In Dachtel und Lehenweiler gehören sie bis heute zum dörflichen Mittelpunkt. Schnell entsteht der Eindruck, dass diese Gebäude eine Jahrhunderte alte Tradition in unseren Dörfern haben. Doch weit gefehlt. Die Dorfbackhäuser in unseren Gemeinden sind erst vor Rund 200 Jahren entstanden.

Anfang des 19. Jahrhunderts brachte das Königreich Württemberg mit einer neuen Brandverordnung den Stein ins Rollen. Es sollten mit öffentlichen und eigens dafür gebauten Backhäusern die Gefahr von Bränden eingedämmt werden. Bis dahin gab es nämlich in oder an vielen Bauernhäusern eine eigene Backstelle, die oft ein Risiko des Brandausbruches darstellten. Das Backen in Privathäusern wurde nun verboten und so entstanden in Württemberg vielerorts die Gemeindebackhäuser. Sie sind eng verbunden mit den einstigen Gemeindewaschhäusern, da sie nicht selten an diese angebaut wurden.

Das Backhaus in Aidlingen:

Es stand in etwa an dem Platz des Zebrastreifens am heutigen Rathausplatzbrunnens. Das Backhaus wurde 1840/41 an das bereits bestehende Waschhaus angebaut. Später wurde aus dem Waschhaus eine kleine Omnibushalle. Die Gebäude wurden 1975 (1980 ?) im Zuge des Straßenbaus und der neuen Ortsdurchfahrt abgerissen.

Backhaus Aidlingen

Das Backhaus in Deufringen:

Es stand in etwa an dem Platz des Ruhebänkchens, am Zebrastreifen in der Ortsmitte. Das Deufringer Backhaus wurde im Jahr 1867 an das bestehende Waschhaus angebaut. Damals standen die beiden Häuschen zwischen dem Mühlkanal der unteren Mühle und der „Klemmets“ dem Altbach. 1981 mußten auch diese Gebäude der Straßenerweiterung weichen und wurden abgebrochen. Die späte Erbauung des Backhauses läßt vermuten, daß es andernorts in Deufringen ein Backhaus gab, welches vielleicht überbaut wurde. Wahrscheinlicher ist es, daß das heute noch stehende Backhaus, welches gegenüber der oberen Mühle steht, von der Deufringer Bürgerschaft benutzt wurde.

Das Backhaus in Dachtel:

Es wurde bereits 1838 an das bestehende Waschhaus angebaut. 2010/11 wurde das Backhaus aufwendig saniert und  2011 von der Region Stuttgart als besonderes Denkmal mit dem 3. Platz ausgezeichnet. Es steht mit seinen zwei Öfen alljährlich bei der Dachteler Hocketse und beim Maibaumfest im Mittelpunkt.

Das Backhaus in Lehenweiler:

Es wurde 1843 an das bereits bestehende Waschhaus angebaut. Das Lehenweiler Backhaus erfreut sich auch heute noch einer regen Benutzung der Bevölkerung.

Ältere Backhäuser:

In Dachtel stehen noch heute zwei Backhäuser, die im privaten Besitz waren und bis in das letzte Jahrhundert noch betrieben wurden. Diese hatten durch ihren besonderen Standpunkt und ihrer Besitzerstellung eine separate Betriebserlaubnis erhalten. Ein Backhaus steht im Pfarrgarten hinter dem Dachteler Pfarrhaus. Es wurde in den 1990gern zu einem Jugendgemeinschaftsraum umgebaut. Ein weiteres steht auf dem Gelände der Dachteler Mühle (Konarski). Der Ofen darin ist noch erhalten.

Text und Bilder von Andreas Wolf