Sommerfeste in Bauschendorf in der Zips – Blumenkränze, Johannistanz und -feuer

Frau Helene Walentin aus Aidlingen, inzwischen schon über 90 Jahre alt, stammt aus der Zips, einem 800 Jahre alten deutschen Siedlungs- und Kulturgebiet im Norden der heutigen Slowakei. Ihr Heimatort Bauschendorf (Busovce) liegt malerisch vor den Hängen der Hohen Tatra. Die Menschen arbeiteten mit großem Fleiß, aber sie liebten auch die Geselligkeit und ihr Brauchtum. Von Fasching über Ostern bis Silvester – es gab viele Anlässe im Jahr sich zu treffen und nach alter Tradition gemeinsam zu feiern. Zu den Sitten und Bräuchen in Bauschendorf im Sommer wird folgendes berichtet und von Frau Walentin aus eigenem Erleben bestätigt:

„An Pfingsten wurden von der männlichen Jugend für die Mädchen vor deren Haustüre Maibäume oder Erlenbäume gepflanzt. In der Sommerzeit kam die Jugend am Samstag Abend auf dem Dorfplatz zusammen. Da spielten die Jungen Geigen oder Ziehharmonika. Da wurde getanzt, oder man sang Lieder. Am 24. Juni wurde das Johannisfeuer abgebrannt. Um 7 Uhr abends versammelte sich Alt und Jung auf der Brücke. Darunter floss der Hegrasser (ein Fluss) von der Tatra. Die Mädchen hielten kleine, gebundene Blumenkränze in der Hand. Als die Kirchenglocken läuteten, drehten sie die Kränze dreimal über den Kopf und warfen sie in das Wasser. Dann gingen alle Leute zurück ins Dorf. Die Jugend sang vor jedem Haus das Lied ‚Nun lob mein Seel den Herren’. Dafür bekamen sie Geld. Von dem Geld wurde der Johannistanz bezahlt.“

Frau Walentin erzählt, sie und ihre beiden Schwestern hätten an Pfingsten sogar sechs „Moibäume“ gesetzt bekommen. Ein junger Bursch, der eine Freundin hatte, habe ihr einen besonders schönen Baum gemacht. Als die Glocken der katholischen Kirche läuteten, habe auch sie einen Blumenkranz über ihrem Kopf geschwenkt und ins Wasser geworfen und dann fest in der Liedrunde mitgesungen. Unvergesslich aber seien für sie die Sonnwendfeuer in der Tatra.

von Siegrid Külle