Zwischen Obere Straße und Sonnenbergstraße sowie dem Seilergässle und dem Wagnergässle liegt versteckt hinter großen Neubauten auf einer Länge von ca 80 Metern die überdachte Seilerbahn der Seilereifamilie Gampper. Über 120 Jahre wurden hier Seile aus Hanf über 4 Generationen der Familie Gampper hergestellt.
Im Denkmalbuch des Böblinger Landratsamtes steht folgendes:
„Die 1864 eingerichtete Seilerbahn zieht sich als schmale Holzlaube über Massiv-Sockel oberhalb von vier Parzellen der Oberen Straße hin. Die Anlage zur Herstellung von Seilen und Tauen aus Hanf ist noch betriebsfähig und fertigt die gewünschte Gebrauchsware noch auf Bestellung an. Diese nun mehr selten zu beobachtende Fertigungsweise veranschaulicht einen Teil Handwerksgeschichte im späten 19. Jahrhundert. Die Seltenheit und Intaktheit des Betriebes sind ausschlaggebend für das öffentliche Interesse an seiner Erhaltung aus heimatgeschichtlichen Gründen.“
Den Anfang machte der Urgroßvater von Alfred Gampper (1919-1992), Johann Georg Gampper (1841-1920), der das Seilerhandwerk erlernte und schließlich mit dem Bau der Seilerbahn den Grundstein für weitere Generationen legte. Auf ihn folgte sein Sohn Karl Christian Gampper (1866-1816) und schließlich der Vater des letzten Seilermeisters, Karl Gampper (1887-1955) der den Beruf an seinen Sohn weiter gab.
1964 konnte der Betrieb sein 100 jähriges Jubiläum feiern und wurde vielseitig geehrt und gewürdigt. Auch die Stuttgarter Zeitung berichtete über dieses besondere Jubiläum.
Mit dem Tod des letzten Seilermeisters Alfred Gampper 1992 wurde der Betrieb jedoch eingestellt. Ein ungebrochener Idealismus und die Liebe zu seinem Handwerk, ließen die Seilerei bestehen. Bereits in den 1960gern konnte sich der Betrieb nur halten, weil Spezialanfertigungen hergestellt wurden. Die heimische Landwirtschaft benötigte immer weniger Seile. Maschinell gefertigte Produkte und Lieferungen vom fernen Osten, machten es den handwerklichen Betrieben nicht einfacher. Zudem mußte das Hanf aus Italien und dem ehemaligen Jugoslawien eingeführt werden, da deutsches Hanf unrentabel geworden war.
Das Aidlinger Museum Hopfenhaus hat viele Werkzeuge und Maschinen von der Familie Gampper erhalten und zeigt heute in verschiedenen Vorführungen den Besuchern, wie einst Seile und Taue in Aidlingen hergestellt wurden.
Text und Bilder von Andreas Wolf