Laufet Se a’mol

aus dem Gedichtbändchen „Ällerhand“

von Christian Breitling, geb. 1873 in Dachtel

Christian Breitling ist uns bereits bekannt. Das nachfolgend abgedruckte Gedicht des Dachtler Bauernsohns, späteren Lehrers und Heimatdichters ist einem Exemplar des 1934 herausgegebenen Bändchens „Ällerhand“ entnommen, das uns von einem Nachfahren zur Verfügung gestellt wurde. Im Vorwort ist einiges Wissenswerte zum Entstehen des kleinen Buches und zu Christian Breitling selbst ausgesagt:

Auf den 1. Dezember 1934 sollte unser Oberlehrer Christian Breitling in den Ruhestand versetzt werden. Seine Botnanger Kollegen wollten ihm zu diesem Tag eine Freude machen und ihm deshalb eine kleine Auswahl seiner humorvollen Gedichte drucken lassen, was dank dem großherzigen Entgegenkommen des Herrn Paul Schäuble, Druckereibesitzer in Botnang, möglich wurde. Dieses kleine Bändchen in wenigen numerierten Stücken, gedacht für seinen engsten Freundeskreis, sollte ihm ein Zeichen der Dankbarkeit und der Verehrung sein, die ihm seine Amtsbrüder entgegenbringen. Unser Freund hat nicht gewartet. Am Totensonntag 1934 ist er in den e w i g e n Ruhestand getreten. So müssen diese Bändchen denn Zeuge sein unserer Treue und Verehrung und dazu beitragen, seinen frohen Geist unter uns lebendig zu erhalten.“

Die Auswahl beginnt mit folgendem Gedicht:

Laufet Se a’mol

Wenn mer em Schwarzwald frogt: „Wia weit

isch ens nächst Ort?“ – Du liabe Zeit,

da deant dia Leut dra’ ommer=drucka,

bis hussa ist – mer muaß noh gucka.

Dr Erst sait: „A’halbs Stündle rond!“

Dr ander: „Guat drei Viertelstond!“

Dr dritt: „Wenn mer net grad will sprenga –

fei’f Viertelstond – no ka’ mers zwenga!“

Doch ein’ kenn i do=henta au,

der nemmt des Deng millionisch gnau

ond kennt sich gründlich aus em Laufa:

dr Marte uf sei’m Kalkstei=haufa.

Den frogt a’ Herr, a’ dicker, gsonder:

Wie lang brauch ich ins Städtle nonter?

Können Sie’s sagen?“ – „Jo’, dees ka’n e!

Laufet Se noh a’ bißle ane!“

Du Flegel!“ brommt der en sein Bart

ond schiabt druf los, dees hot a’ Art;

dr Zorn stecktg ehm en älle Glieder,

sei Schmerbauch gautschat uf ond nieder.

Mei’ Marte, der gucktg hentadrei’,

schätzt s Tempo sachverständich ei

ond schreit – jetzt hot er’s gnau rausgfonda: –

E n z w a n z g M i n u t a s e n d S e d r o n t a !“

Siegrid Krülle