Frau Pauline Mistele (1888-1988) aus Deufringen hatte einen Leitsatz in ihrem Leben, der ihr wichtig war und den sie oft zitiert hat: „Die Erde ist des Herrn überall.“ Auch ihre Tochter Paula Mistele hat sich diesen Satz bis heute im Herzen bewahrt.
Ob es einen speziellen Grund gab, warum die Mutter an diesem Spruch besonders hing, weiß Paula Mistele nicht. Naheliegend ist die Vermutung, dass sie ihn über den Religions- oder Konfirmandenunterricht oder eine Predigt kennen gelernt hat. Denn ihr Spruch ist eine Kurzform von Psalm 24, Vers 1, der in der Lutherübersetzung lautet:
„Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdboden und was darauf wohnt.“
Mit dieser ausführlichen Version wird noch deutlicher, dass der Satz den Menschen einerseits ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, aber darüberhinaus auch Erkenntnisse vermittelt, die als Richtschnur für die Lösung vieler brisanter Probleme der heutigen Welt dienen könnten.
Vielleicht ist Pauline Mistele sogar mit einem Gedicht der norddeutschen Dichterin Stine Andresen (1849-1927) in Berührung gekommen, die noch einmal vierzig Jahre älter, eine Bauerntochter und Müllersehefrau war. Ihre Gedichte kamen nach dem frühen Tod ihres Mannes in Umlauf. Stine Andresen bringt den Psalmvers mit dem Sterben in Zusammenhang. Ihr tröstlicher Text passt in diese Herbsttage, in denen wir besonders unserer Toten gedenken.
„Es ist die Erde überall des Herrn,
Vor ihm gibt’s keinerlei Nähe, keinerlei Ferne;
Wo immer stockte deines Lebens Strom,
ob bei den Lieben in der Heimat Frieden,
Ob Dir am fremden Strand ein Grab beschieden;
Allüberall wölbt sich des Himmels Dom
Und friedlich wandeln über dir die Sterne.“
„Man könnte viel verzählen, wenn`s einem einfallen tät’“
„Spruch der Woche“ von Mutter Mistele, als sie anlässlich ihres 100. Geburtstag von einem Zeitungsreporter gefragt wurde, ob sie nicht einiges aus ihrem Leben erzählen könne. Mitgeteilt hat ihn ihre Tochter Paula Mistele aus Deufringen.“ Ihren 100. Geburtstag feierte Pauline Mistele im Jahr 1988, im selben Jahr starb sie auch.
Übrigens, liebe Aidlinger, Laimer, Dachteler und Deufringer: Auch „kleine“
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von Siegrid Krülle