Der Schriftsteller und Dialektforscher Friedrich E. Vogt lebte von 1905 -1995. Er ist in Stuttgart aufgewachsen, wollte zunächst Schauspieler und Journalist werden, wandte sich dann aber dem Schuldienst zu und war seit den 50er Jahren Lehrer auf dem Goldberg-Gymnasium in Sindelfingen. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen zählt der 1978 erschienene Versband „So ischs! Schwäbische Auslese – poetisch serviert“. Es komme ihm darauf an, das reale Leben kurz, sachlich, trocken, zugespitzt und unbeschönigt zu Wort kommen zu lassen. Und das sei im Dialekt oft besser möglich als in der Hochsprache, erklärte er dazu im Vorwort. Der zweite Abschnitt des kleinen Bandes ist überschrieben mit „Gerschd ond heid“. Auf S. 38 gibt er dazu folgende Lagebeschreibung zum besten:
Dromm, dodrdromm
Friher
isch älles anderschd gwä,
isch älles besser gwä,
isch älles scheener gwä,
habhafder,
oi’facher,
billicher.
Dromm
semmer friher
ao zfriidener gwä.
Weil:
soo wia heid
isch domols noh ned gwä,
isch noh nia gwä,
noh gar nia!
Ond dodrdromm
isch wia s isch!
So isch doch!
Odder
isch
ned
soo?
Friedrich E. Vogt war nicht nur mit dem Schwäbischen im allgemeinen und Stuttgart im Besonderen, sondern auch mit dem Heckengäu sehr vertraut. 1929 beendete er seine Doktorarbeit zum Thema: „Die Mundart von Deufringen und Umgebung nach Lauten und Flexion“. Kein Wunder, dass das Heckengäuschwäbische oft seine Mundartkreationen „durchwürzte“. Oft nahm er auf Deufringen ausdrücklich Bezug, wie das nächste Mal zu sehen sein wird.
Hier drei der Verse des Schriftstellers und Dialektforschers Friedrich E. Vogt (1905-1995), die er „in Deufringer Mundart“ bzw. „auf deufringerisch“ verfasst hat. Auf diese Spezialität weist er auch ausdrücklich in dem kleinen, 1978 erschienenen Band „So ischs! Schwäbische Auslese – poetisch serviert“ hin (S. 52, 57, 66). Die Deufringer Mundart war 1929 das Thema seiner Doktorarbeit, das bäuerliche Leben und die trockene, unverblümte Sprache der Dörfler waren ihm vertraut. Auch später blieb er mit Deufringen in Verbindung.
Ei`schdelleng
Dò
a’ dea’m Graba
isch
a Reider
gschdiirzd.
Guad,
daß
dr Gaul
nex aagriagd
hòd.
Ei‘schdelleng = Einstellung
aagriagd = abgekriegt, abbekommen
Sui ond äar
Sui
schaffech
wia a Maagd,
koa’ bessere geids
em Dea’na ond
em Hausa.
Äar
Wia a Schdroomer,
mò romzigai’nerd
ond sich gäarn uf dui Seid
nommschleed,
mò s gschaffd ischd,
aaber
noh ed
gväschbered.
geids = gibt es
schdroomer = Streuner, Gauner
nommschleed = hinumschlägt
Zeemagschdauchd
Däar
mechd om älles
viil z viil Gschiiß
dromrom.
Dees
ischd a Bachl,
demmer wia s Herrgodds Gaul,
onn deeschd
a-n-Eesl
gwäa.
Dea’m
wurd gao’ ball
dr Aarsch
mid Grondeis
ganga.
Dea’n
soachd
schao‘ hei’d
koa‘ Honn maih a‘.
mechd = macht
demmer = dümmer
gao’ ball = wohl bald
Honn = Hund
Friedrich E. Vogt hat sich in seinen Texten auch zum modernen Leben ausgelassen. Dazu eine Kostprobe demnächst.
Reiselust – wenn nur der Automat nicht wär
Die Reisezeit beginnt. Die einen, vor allem wenn sie in die Ferne schweifen, holen sich ihr Reiseticket im Reisebüro, andere fahren in die Stadt zum Bahnschalter, nicht wenige aber stehen am Bahnsteig und wollen die Angelegenheit mit der Fahrkarte selber erledigen. Wer hat da nicht schon das Fluchen angefangen! Insbesondere, wenn er zu den älteren Jahrgängen gehört und sich daran erinnert, wie viel besser es anno dazumal war. Erlebnisse dieser Art sind schon einige Jahrzehnte alt Da kam der Automat bei der Straßenbahn auf. Friedrich E. Vogt (1905 – 1995) hat sich auch dazu in Schwäbisch ausgelassen.
Schdrooßabah`-Audomaad
Gerschd
hod dr Schaffner em Waga
dir a Billeddle rondergrubfd,
hods oigahendich ausgfilld,
hod dr noodfalls rausgä,
ond du
hosch noh a Schwäzzle midm
macha kenna.
Heid schdohsch du vor m Waga
am Audomaad.
Ond wenn d koi` Gloi`gäld
bei dr hosch,
guggsch en da` Mond.
Ond wenn d a Gloi`gäld hosch,
ond du schmeischs nei`,
ka`s sei`,
dass r ned duad, där Audomaad.
Ond no guggsch ao en Mond.
Drweilschd dr Fahrer
Dren em Waga grensd
ond ohne di
zom Deifl fahrd.
Siegrid Krülle