Wir grüßen zum neuen Jahr mit Versen des aus Lehenweiler stammenden Lehrers und Heimatdichters Otto Gotthilf Groß (1915 – 1987). Er ist den Heiligen Drei Königen auf der Spur.
Obed am Dreikönechstag
Kälte on Schnai – on a raote Sonn
will grad hentrem Ta’wald na,
em Fleckle isch Uvemärgaston,
uff am Kirchturm hot’s faefe gschla‘.
Es klagt a Krabb em-a räsa To‘
vom-a-n-oazechta Boom – omasonscht!
Müed lupft r d’Flügel on fluigt drvo,
on verschwemmt em gfrairecha* Donscht.
A Stearn – wia vergessener Chrischtboomschmuck –
bleibt zwischa zwoa Schnaiwölkla staoh,
a Schäferhon‘ loht mit Billa et luck,*
er mueß ebbes bsonders hao.
A vanäse* Hütte em Doarnagheek
Guckt henter dr Schnaiweah fürre:
Weißgoldech dr Hemmel! Dreikönechsgscheek?
Aus dr Kleng steigt’s wie Weihrauch on Myrrhe!
* gfrairech = frostig * et luck lao = nicht nachlassen (lockerlassen)
* vanäs Verballhornung von französisch mauvais = schlecht, übel, verkommen (ungesund, böse)
Aus Otto Gotthilf Groß, Spot em Johr, S. 42
Ein Blick nicht nur in die Gedichtesammlung, sondern schon in die Schulaufsatzhefte des späteren Heimatdichters Otto Gotthilf Groß (1914 – 1987) lohnt sich immer und macht jedesmal von neuem Spaß. In einem Aufsatz vom 2. Januar 1924 beobachtet der Zehnjährige eine Szene aus dem bäuerlichen Leben in Lehenweiler vor rund 100 Jahren und zieht daraus seine Schlüsse.
Des Bauern Winterruhe
Es ist Winter. Schneeflocken fallen von dem grauen Himmel. Aber jetzt hat der Bauer seine Ruhe. Morgens steht er spät auf, geht dann in den Stall und verrichtet dort seine Arbeit. Bis er wieder in die Stube kommt, hat die Bäuerin den Kaffee hingerichtet und jetzt setzt er sich an den Tisch. Er holt das Messer aus der Tischlade und schneidet sich von dem daliegenden Laib ein Stück herunter. Dann bröckelt er es in die Schüssel. Bald hat er sie ausgegessen und setzt sich nach dem in den warmen Sessel, holt die Zeitung hinter dem Spiegel und knurrt mit Behagen neben dem breiten Kachelofen. Neben ihm lässt sich der alte Kater nieder, welcher auch bald ein Gesumm erhebt. So vertreibt sich der Bauer im Winter die Zeit.
Siegrid Krülle